LTE-Ausbau in Europa und weltweit

Die deutschen Netzbetreiber betonten immer wieder, dass sie Mrd. Euro in den LTE-Ausbau investieren. Telekom-Chef Höttges spricht gerne davon, dass der Bonner Netzbetreiber eines der besten 4G-Netze in Europa bietet. Die Bürger empfinden es mitunter anders und es gibt immer wieder Klagen über Funklöcher und eine schlechte LTE-Netzabdeckung auf dem Land. Mancher Nutzer sieht Deutschland als Entwicklungsland beim Mobilfunk.


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Ein Bericht von Opensignal im Jahr 2018 schien eben diese Sichtweise zu bestätigen. Das britische Beratungsunternehmen untersuchte 4G-Verfügbarkeit und Übertragungsraten in zahlreichen Ländern. Die Netztests erfolgten vor allem in europäischen Ländern. Laut der Analyse lag Deutschland bei der LTE-Verfügbarkeit auf Platz 31, bei den mobilen Datenraten befanden wir auf Platz 32. Die Analyse sorgte in Deutschland für viel Aufsehen. Die Politik meldete sich zum LTE-Ausbau zur Wort. Verkehrsminister Scheuer (CSU) sprach von einer untragbaren Situation für eine Wirtschaftsnation und kündigte den Funklöchern den Kampf an. Ein Mobilfunk-Gipfel beim Minister und eine App zum Melden von Funklöchern sollten die Situation in Deutschland verbessern.

Die Deutsche Telekom zweifelt den Netztest zum LTE-Ausbau an. Nach der Auffassung des Netzbetreibers hätte Opensignal viel zu wenige Daten für einen aussagekräftigen Netztest ausgewertet. Die Analyse war dazu vor einem anderen Hintergrund problematisch. Der Test differenzierte nicht nach Telekom, Vodafone und o2, sondern sprach von einem schlechten Mobilfunknetz in Deutschland.

Wie wettbewerbsfähig ist das deutsche Mobilfunknetz?

Das britische Unternehmen reagierte auf die Kritik und analysierte im Juni 2018 den Stand beim LTE-Ausbau der drei Mobilfunkanbieter im Detail. Hierbei zeigt sich, dass die Deutsche Telekom im Jahr 2018 eine deutlich bessere Netzqualität als Vodafone und o2 bot. Nach der Auffassung von Opensignal war der große Unterschied zwischen der Telekom und ihren Konkurrenten für das schlechte Ergebnis im Februar 2018 verantwortlich.

Unabhängig wie man den Netztest zum LTE-Ausbau des britischen Unternehmens bewerten möchte. Das Ergebnis führte zu einer breiten Diskussion in Politik und Öffentlichkeit über die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mobilfunknetzes im internationalen Vergleich. 2019 veröffentliche Opensignal einen weiteren (weniger beachteten) Netztest und kam zu einem ähnlichen Ergebnis, was die Platzierung von Deutschland im internationalen Vergleich betrifft.

Wenig Datenvolumen im europaweiten Vergleich

Die Mobilfunknutzer klagen nicht nur über zahlreiche Funklöcher in Deutschland, sondern auch über zu hohe Preise im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Das finnische Beratungsunternehmen Rewheel vergleicht regelmäßig die LTE-Tarife vor allem in Europa. Die Fragestellungen bei den Analysen ist immer gleich: Wie viel Inklusivvolumen bekommt ein Nutzer für 30 Euro oder weniger pro Monat im jeweiligen Land. Die Untersuchungen zeigen: Deutsche Nutzer bekommen verhältnismäßig wenig Datenvolumen für ihr Geld.

LTE-Tarife im europaweiten Vergleich (Bildquelle: Rewheel)

Die letzte Untersuchung stammt vom April 2019. Zu diesem Zeitpunkt bekam ein Kunde 30 GB für 29,99 Euro monatlich. In anderen europäischen Ländern sah es deutlich besser aus. Als Beispiel muss man nur unsere direkten Nachbarn nennen. In Holland gibt es eine unlimitierte Datenflat für 25 Euro monatlich, in Dänemark erhalten Kunden 500 GB für 16,77 Euro pro Monat. Bei den Mobilfunktarifen liegt Deutschland im hinteren Mittelfeld.

Deutschland droht den Anschluss auch bei 5G zu verlieren

Beim LTE-Ausbau hinkt Deutschland im Vergleich zu vielen Ländern hinterher. Auch bei 5G droht man den Anschluss zu verlieren. Unsere direkten Nachbarn Österreich und Schweiz sind bereits mit kommerziellen Netzen des 4G-Nachfolgers gestartet. Gut ausgebaute 5G-Netze gibt es besonders außerhalb von Europa in Südkorea und den Vereinigten Staaten.

Telekom und Vodafone sind im Juli 2019 mit dem 4G-Nachfolger in Deutschland gestartet. Genau genommen vermarktete die Deutsche Telekom zu Beginn nur einen 5G Ready-Tarif ohne 5G-Netz. Vodafone startet mit der schnellen Mobilfunktechnologie nur in 20 Städten und Gemeinden. 5G wird in Deutschland erst ab dem Jahr 2020 interessant, wenn die Bundesnetzagentur die Frequenzen aus der Auktion 2019 an die Netzbetreiber vergibt.

Die teure 5G-Auktion verlief ganz und gar nicht nach den Vorstellungen von Telekom, Vodafone, Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch. Die vier Bieter könnten sich bei der Verteilung der Frequenzblöcke über Wochen nicht einigen. Am Ende lag die Gesamtsumme der Gebote bei 6,54 Mrd. Euro und deutlich höher als von Experten (Schätzungen zwischen 3 bis 5 Mrd.) vorausgesagt. Durch die hohen Kosten für die Frequenzen dürften den Netzbetreibern wichtige Investitionsmittel für den 5G-Ausbau fehlen.

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